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100 Tage Wirtschaftsförderer Hans-Josef Kuypers




1. Wie geht es Ihnen ?

Kuypers: Sehr gut. Der Start in die neuen Aufgaben der Wirtschaftsförderung Kreis Kleve scheint gelungen. Die zu Papier gebrachten Vorstellungen und Konzepte sind auf Wohlgefallen gestoßen. Da sollte man zufrieden sein. Danke.


2. Was ist ihre Aufgabe?

Kuypers: Kurz und knapp: Wir wollen für die unternehmerisch Tätigen eine überzeugende Anlaufstelle sein. Dies gilt ebenso im Rahmen der Bestandspflege wie auch bei der Neuakquisition. Wenn man an die Wirtschaftsförderung Kreis Kleve denkt, dann sollte nach unserem Wunsch spontan eines empfunden werden: Hier im Kreis Kleve kümmert man sich kompetent um die Belange der heimischen Wirtschaft und die Schaffung neuer Arbeitsplätze.


3. Haben sie sich schon bei allen 16 Städten und Gemeinden vorgestellt?

Ja, selbstverständlich. An meinem ersten Arbeitstag habe ich die 16 Bürgermeister im Kreis Kleve gebeten, mir einen Termin für einen Antrittsbesuch zu bieten. Mittlerweile habe ich alle Bürgermeister – auch die Kollegen Wirtschaftsförderer waren übrigens dabei – besucht. Und bin sehr nett aufgenommen worden.


4. Die Wirtschaftsförderung Kreis Kleve wirbt als „kompetente Anlaufstelle für die
Wirtschaft“ für sich. Versuchen Sie mal kurz zu erklären, was die Wirtschaftsförderung
Kreis Kleve für Unternehmer oder Privatleute so interessant macht.

Kuypers: Meiden wir theoretische Erklärungen, unterstreichen wir ausgewählte praktische Beispiele: Sucht jemand von außerhalb einen Standort im Kreis Kleve, so sind wir der wohl einzig unbefangene Berater. Will derjenige sein Engagement durch Fördermittel abgerundet sehen, sind wir eine zweifelsfrei kompetente Anlaufstelle. Möchte er sich einen entsprechenden Marktüberblick verschaffen, so versorgt ihn die Wirtschaftsförderung Kreis Kleve mit entsprechenden Informationen oder mit Ansprechpartnern im ureigenen Netzwerk, die Vergleichbares bereitstellen. Kurzum: Neben allen werblichen Gesichtspunkten, mit denen wir im Interesse eines ausgeprägten Standort-Marketings den Kreis Kleve positiv darzustellen versuchen, orientiert sich unsere Lotsen-Funktion an den Bedürfnissen der Gesprächspartner. Will er 100 Ferienhäuser bauen, dann liefern wir ihm ebenso einen Standort-Vorschlag wie in dem Fall, wenn er sich um einen Standort für einen neuen Fastfood-Anbieter, einen Nahversorger oder ein Autohaus bemüht. Im Gegensatz zu manchem Kollegen vor Ort können wir im Zweifel sogar Alternativen bieten.. Bis hin zu entsprechendem Personal, für das es im Bereich „50fit“ sogar Fördertöpfe von stattlicher Ausprägung gibt. .Sie sehen: Das Spektrum unserer Dienstleistung ist vielschichtig.


5. Welche Standortfaktoren im Kreis Kleve sind für die Unternehmen, die sich ansiedeln wollen, ausschlaggebend? Wo muss nachgebessert werden?

Kuypers: Im Süden grenzt der Kreis Kleve ans Ruhrgebiet, Düsseldorf ist als Landeshauptstadt nicht weit Jenseits der niederländischen Grenze schließen sich das expandierende industrielle Zentrum „Het Kan“ – Knotenpunkt Arnheim Nimwegen – und das logistische Ballungszentrum rund um Venlo an. Sie bilden die wirtschaftlich pulsierende Brücke zu den niederländischen Ballungsräumen und Amsterdam und Rotterdam. Im Umkreis einer LKW-Tagesfahrt leben und Arbeiten mehr als 140 Millionen Menschen, was etwa einem Drittel des gesamten europäischen Kaufkraft-Potentials entspricht. Da ist also Musik drin. Dies alles in Kombination mit der wohltuenden niederrheinischen Landschaft – da fehlt nichts. Selbst logistisch sind wir absolut vorzeigbar. Und mit 600 Hektar Gewerbegrund im Kreis Kleve bieten wir ein Füllhorn an Möglichkeiten. Also: Wir stehen gut da. Und wollen alles tun, damit die Investoren es merken.

5. Die meisten Kommunen haben selbst einen Wirtschaftsförderer. Kommt es da nicht zum
Wildern in fremden Kompetenzgärten? Wie ist die Verständigung untereinander?

Kuypers: Gemeinsam sind wir stark. Bleiben wir wieder bei Beispielen. Im Süden des Kreisgebietes werden Verhandlungen mit einem Nachversorger geführt. Ein Kontakt der ExpoReal in München. Die Gespräche finden mit dem Wirtschaftsförderer gemeinsam statt. Vor wenigen Tagen haben wir im Rahmen eines Pressegespräches – es ging um Umsätze mit niederländischen Unternehmen - einen Termin in Kalkar wahrgenommen. Die Kollegin aus Kalkar war dabei. Und in Geldern, Kleve und Rees fanden mit 104 Teilnehmern unsere ersten Kreis Klever Gründertage statt. Alle drei Wirtschaftsförderer sahen sich die Interessierten an. Da gibt es keine „fremden Kompetenzgärten“. Der Kirchturm ist zwar da, aber wir alle wissen mit ihm und unter ihm zu leben.

6. Im Zentrum des Kreises liegt der Airport Weeze. Der Flughafen hat zunächst
einige negative Schlagzeilen gemacht. Zum guten Schluss hob das Oberverwaltungsgericht
Münster im Januar 2006 die Genehmigung für die zivile Nutzung des Flughafens auf. Nach
dem die Beschwerde der Bezirksregierung gegen die Nichtzulassung abgewiesen wurde,
wartet man nun gespannt auf das Urteil des Bundesverwaltungsgerichtes. Brauchen wir
den Flughafen für die Region überhaupt? Warum?

Kuypers: Ohne jeden Zweifel ja. Wir brauchen ihn. Wir brauchen seine Magnetwirkung im touristischen Bereich, wir brauchen ihn als Job-Maschine, wir brauchen ihn zur Vollendung der logistischen Infrastruktur. Wenn man dem Airport Weeze das Prädikat „Basis für Business“ gegeben hat, dann war das absolut richtig. Mit dieser Infrastruktur identifiziert sich die Region – allen voran ihre unternehmerisch Tätigen. Dieses Leuchtturm-Projekt ist Zukunft.

7. Zum Arbeitsplatzargument, Thema Standortsicherung. Wo sehen Sie weitere Möglichkeiten, um Arbeitsplätze zu schaffen? Wie können neue Unternehmen angesiedelt werden?

Kuypers: Die viel zitierten Patentrezepte gibt es nicht. Eine Möglichkeit haben wir in den ersten Wochen sehr deutlich gemacht: die Existentgründung. Sie bringt im Dienstleistungssektor weiter, schafft im Handwerk das Schließen von Lücken, und im Einzelhandel werden Leerstände zurückgeführt. Die Anstrengungen bei den Betriebsübergaben wurden intensiviert. Und die werblichen Engagements mit dem Besuch der ExpoReal – der größten deutschen Immobilien- und Investoren-Messe - zusammen mit den Sparkassen und Volksbanken intensiviert. Nur wer sät, der kann auch ernten. Ersteres tun wir gerade. Aber wir brauchen auch das Glück des Tüchtigen.


8. Reicht es, in dieser Hinsicht auf Themen wie Freizeit / Tourismus zu setzen?


Kuypers: Der Tourismus ist für die Region ein nicht zu unterschätzender Faktor. Hotellerie und Gastronomie brauchen hier die Unterstützung Dritter. Vor allem das so genannte Incoming-Geschäft sollte angekurbelt werden. Derzeit gehört der Tourismus nicht zu den Aufgaben der Wirtschaftsförderung Kreis Kleve. Hier kümmert sich die Touristik-Agentur Niederrhein mit Sitz in Viersen.



9. Ein kleiner Ausblick: Wie wird unser ländlich strukturierter Kreis Kleve in Zukunft aussehen?
Kuypers: Ich hoffe, der Kreis Kleve bleibt, was er ist: ländlich strukturiert und unweit der deutlichen Speckgürtel größerer Städte. Damit sind wir gut aufgestellt und „die“ Nische für all´ jene, die eine unverkennbare Nähe ebenso wie eine gewisse Distanz zu Ballungsräumen zu schätzen wissen.


Ich danke Ihnen für Ihre Mühe.

Mit freundlichen Grüßen


Franz Geib
Gocher WOCHENBLATT – Redaktion – Danke Ihnen sehr. Schöne Festtage. H.J. Kuypers