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„Tante Emma“ kommt
durch die Hintertür zurück
 
Kreis Kleve - Uedem – Auf der stattlichen Bühne im Bürgerhaus der Gemeinde Uedem dominierte der große Messestand der Wirtschaftsförderung Kreis Kleve. Neben den Namen aller 16 Städte und Gemeinden des Kreisgebiets wirkte die Kreiskarte auf die gut 220 Gäste dieses Abends ein. „Forum Kreis Kleve – Das Fachleute-Treffen für Interessierte“ war da auf zwei Leinwänden zu lesen. Eine Hauptüberschrift für eine Veranstaltung, die alle Versprechen halten sollte. Eine stattliche Anzahl von Bürgermeistern war in der Schustergemeinde zugegen, ein Dutzend Wirtschaftsförderer, Repräsentanten aus den Werberingen der Städte und Gemeinden, unternehmerisch Tätige aus Industrie, Handel und Dienstleistung waren da, als Kreis-Wirtschaftsförderer Hans-Josef Kuypers nach persönlichem Gruß an Moderator Tommi Bollmann übergab.
 
Ein echtes Fachleute-Treffen
 
„Das eigentliche Problem unseres Handels ist, dass immer weniger Geld vom Bruttoverdienst des Einzelnen in der Ladenkasse hängen bleibt“, so Hilmar Juckel als Hauptgeschäftsführer der BBE in Köln. Man konnte die berühmte Stecknadel fallen hören, als er von Ausgabenverschiebungen sprach, die Kaufkraft in die Richtung der Tankstellenbesitzer, der Heizöl-Lieferanten und der Mobilfunk-Betreiber drücken. Im Warensegment „Glas, Porzellan und Keramik“ sei in jüngster Vergangenheit ein Drittel des Umsatzes verloren gegangen – Ikea allerdings habe im selben Zeitraum 56 Prozent an Umsatz dazu gewinnen können, so der Einzelhandelsspezialist. 27 Prozent habe der Bekleidungsfachhandel seit der Jahrtausendwende verloren, die Marke Esprit ihren Jahresumsatz seitdem allerdings mehr als verdreifacht. Situationsbeschreibungen, die den in Köln tätigen Juckel dazu motivierten, mit elf Themen manche Motivationsspritze an die Händlerschaft zu geben.
So müsse der Einzelhändler auch über geschicktes Marketing selbst zur Marke werden wollen. Umsatzwachstum werde heute über Themen gemacht, nicht über Produkte. So sei seit Jahren die „Familie“ das für Ikea bestimmende Programm. Jeder müsse seine Zielgruppe genau kennen. Und „Tante Emma“, so sagte der Betriebswirt, komme in neuer Form durch die Hintertür wieder zurück. Und zwar in kleine Läden, die ebenso Treffpunkt seien wie auch Lebensmittel-Laden, Lotto-Geschäft, Poststelle und Bankschalter. Kein Zweifel, Hilmar Juckel gehörte die Aufmerksamkeit dieses interessanten Abends mit der Wirtschaftsförderung Kreis Kleve.
 
Bildung wichtigster Standortfaktor
 
Zuvor hatte Petra Klug von der Bertelsmann-Stiftung den demographischen Wandel auf die lokalen Standorte im Kreisgebiet herunter gebrochen. Spannende Zahlenwerke, auf die alle „Macher“ der öffentlichen Hand mit Kinder- und Familienfreundlichkeit in der Kommune reagieren sollten. Die Wirtschaftsförderer täten gut daran, so Klug, die Qualifikationen der Beschäftigten ebenso verbessern zu helfen wie den Ausbau der Dienstleistungsbereiche zu fördern. Ein Hauch von Fachhochschul-Bewerbung des Kreises Kleve wehte durch den Raum, als die Bielefelderin betonte: „Bildung ist der wichtigste Standortfaktor: arbeiten Sie daran.“
 
Nach der Pause, in der ebenso manches Diebels Alt vom Sponsor aus Issum die Runde machte wie der Imbiss der Sparkassen und Volksbanken, trat Professor Karl Born von der Hochschule Harz vor die Gäste des Abends. „Unser Pastor war auch nicht im Jenseits – und trotzdem redet er drüber“, versprühte der ehemalige TUI-Deutschland-Vorstand genau jene Heiterkeit, die zu später Stunde die Aufmerksamkeit hielt. Nein, er kennt den Kreis Kleve nicht in ausgeprägter Präzision, verriet er Moderator Bollmann. Aber die Rezepte seien übertragbar.
„Was am längsten im Kopf des Gastes bleibt, das ist der Erlebniswert“, forderte Born die Gastronomen dazu auf, neben gutem Essen auch „das Drumherum“ zu pflegen. Richtig gemacht stärke Kulinarik die Marken-Identität. Deshalb sei es besonders wichtig, beim Vermarkten nicht nur an das Produkt, sondern vielmehr an den Kunden zu denken.
„Ob ich mit dem Hotel zufrieden bin, das entscheidet sich vielfach in den ersten 15 Minuten“, behauptete Professor Born, der noch in derselben Nacht zum nächsten Termin hetzte. Und zwar nach einem Forum Kreis Kleve – einem Fachleute Treffen für wirtschaftlich Interessierte - wie es ganz sicher im nächsten Jahr seine Neuauflage bekommt. Das jedenfalls ließ die Wirtschaftsförderung Kreis Kleve nach fast dreistündigem Exkurs deutlich durchblicken.