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Großen Anklang fand die Info-Veranstaltung der Wirtschaftsförderung Kreis Kleve zum Thema ESG in Kalkar-Kehrum. Die Gäste erfuhren, welche Auswirkungen Nachhaltigkeitsziele auf den Mittelstand haben.

Kreis Kleve – Kalkar-Kehrum – Diese Buchstaben-Kombination dürfte nicht jedem auf Anhieb etwas sagen: ESG. Sie steht für „Environmental, Social and Governance“. Diese Kriterien und Rahmenbedingungen für die Berücksichtigung von Umwelt-, Nachhaltigkeits- und Sozialfragen werden auch für mittlere und kleinere Unternehmen (KMU) immer wichtiger, denn künftig werden sie berichtspflichtig. Kunden, Banken und Geschäftspartner verlangen zunehmend Auskunft darüber, wie Firmen beim Thema Nachhaltigkeit aufgestellt sind. Um Firmenvertreter aus der Region darüber zu informieren, was es bei der Berichtspflicht im Bereich Nachhaltigkeit zu beachten gibt und wie diese umgesetzt werden kann, hatte die Wirtschaftsförderung Kreis Kleve ins Landhaus Beckmann nach Kalkar-Kehrum eingeladen. Im voll besetzten Veranstaltungssaal gaben Experten Einblicke in Theorie und Praxis.

In ihrer Begrüßungsansprache dankte Brigitte Jansen, Geschäftsführerin der Wirtschaftsförderung Kreis Kleve, den Sparkassen und Volksbanken im Kreis Kleve, die diese Veranstaltung zum Thema ESG-Reporting durch ihre Unterstützung ermöglichen. Den Banken und Sparkassen kommen beim Thema ESG eine große Bedeutung zu, denn sie müssen zum einen das ESG-Reporting bereits jetzt umsetzen, zum anderen spielen die Nachhaltigkeitskriterien auch für die Kreditvergabe eine immer größer werdende Rolle.

In seinem einleitenden Vortrag erläuterte Marcus Lodde von der Effizienz-Agentur NRW den Teilnehmenden sowohl den grundlegenden rechtlichen Rahmen als auch Begrifflichkeiten im nationalen und europäischen Umfeld. Zwar sei es so, dass bislang nur wenige kleinere und mittlere Unternehmen ein eigenes Klimakonzept erstellt bzw. Klimaschutzziele formuliert hätten, doch seien diese oftmals bereits jetzt indirekt vom ESG-Reporting betroffen: „Es kommen vermehrt Anfragen von Kunden, inwieweit ein Unternehmen nachhaltig aufgestellt ist“, sagte Lodde. Der Experte riet den interessierten Gästen dazu, die Inanspruchnahme von Förderprogrammen wie „Bundesförderung für Energieeffizienz in der Wirtschaft“ zu prüfen, sich mit anderen Unternehmen auszutauschen oder etwa auch den Kontakt zur Hochschule zu suchen, um etwa Einsparpotenziale durch nachhaltiges Wirtschaften auszuloten. „ESG und Nachhaltigkeit hört sich erstmal nach Aufwand und Bürokratie an, aber im Endeffekt lässt sich dadurch bares Geld sparen“, sagte Lodde.

Jens Teubler vom Wuppertal Institut ging auf das Thema „ESG im Finanzierungsmarkt“ ein und beantwortete den Gästen im Landhaus Beckmann die Frage: „Was kommt da auf den Mittelstand zu?“. Im Rahmen der so genannten EU-Taxonomie-Verordnung betrachteten die Kreditinstitute spätestens ab dem Jahr 2024 genau, wie hoch der Anteil des nachhaltigen Geschäfts an der Bilanzsumme eines Unternehmens ist, so Teubler. „Für eine Kreditvergabe wird alles, was nicht nachhaltig ist, schlechter bewertet“, mahnte der Experte. Deswegen sei es auch für kleinere und mittlere Unternehmen wichtig, Investitionen nachhaltig zu planen und erneuerbare Energien zum Einsatz zu bringen. Worauf sich Unternehmen einstellen sollten, seien unter anderem Nachfragen nach Energieverbräuchen, Treibhausgas-Emmissionen und Zertifikaten. Entsprechende Daten, Zahlen und Fakten zusammenzutragen, sei oftmals nicht allzu kompliziert und auch mit dem vorhandenen Personalressourcen zu leisten, machte Teubler den Anwesenden Mut.

Wie lassen sich die ESG-Kriterien in der Praxis anwenden? Hiervon berichteten Robert Beinio, Geschäftsführer der bb. Med. product GmbH in Kalkar, und Sara Schnurbusch von der DHG Vertriebs- und Consultinggesellschaft mbH in Wachtendonk den Gästen. Die bb. Med. product GmbH hat sich den Nachhaltigkeitszielen der EU verschrieben. Gerade auch bei der Einsparung von Verpackungen und Produktresten könne sein Unternehmen große Erfolge verweisen. „Wir betreiben seit August 2020 eine Photovoltaik-Anlage auf einem Teil des Daches. Und es ist vorgesehen, den Neubau vollständig mit Photovoltaik auszurüsten und das Dach des Altbaus zu sanieren, um auch dort die Flächen für PV zu nutzen“, erläuterte Beinio. Dies seien in erster Linie Investitionen in die Zukunft, diese Maßnahmen ließen sich aber auch als Marketinginstrument einsetzen. Zudem könnten Firmen hier Fördermittel in Anspruch nehmen.

Sara Schnurbusch von der DHG Vertriebs & Consultinggesellschaft mbH erläuterte den Gästen, wie DHG das Lieferkettensorgfaltspflichtengsetz umsetzt und dies auch dokumentiert. Das Unternehmen mit Sitz in Wachtendonk vertreibt Kultursubstrate und Mulchprodukte, Grillkohle und -briketts sowie Holzbrennstoffe. „Wir sind zwar nicht berichtspflichtig“, sagte Schnurbusch mit Blick auf das LKSG-Reporting, „werden die Regulatorik aber zu 100 Prozent erfüllen“. DHG habe früh erkannt, dass es sich lohne, Nachhaltigkeit in das Geschäftsmodell zu integrieren.  Das Unternehmen bezieht die Grillkohle unter anderem aus Namibia, diese werde dort aus invasiven Dornenbüschen, die die natürliche Savannenlandschaft verdrängen, produziert, so Schnurbusch. „Wir arbeiten ausschließlich mit FSC zertifizierten Betrieben zusammen und stellen die auch die soziale Nachhaltigkeit durch entsprechende Audits und Zertifikate sicher“, sagte sie.  Das Wachtendonker Unternehmen praktiziert Nachhaltigkeit auch durch die Produktion torffreier Substrate, kurze Lieferketten und ein eigenes Biomassekraftwerk. Um weiter am Thema Nachhaltigkeit zu arbeiten, beteiligt sich DHG auch am Programm Ökoprofit, das in Kürze im Kreis Kleve an den Start geht.

Abschließend hatten die Gäste noch die Gelegenheit, ihre Individuellen Fragen zum Thema ESG-Reporting an die Experten zu stellen.

ESG 1 PI

Bildunterschrift: (Von links) Dr. Benedikt Rösen (Innovationsmanager Wirtschaftsförderung Kreis Kleve), Robert Beinio (bb med. product GmbH), Sara Schnurbusch (DHG Vertriebs & Consultinggesellschaft mbH), Jens Teubler (Wuppertal Institut), Brigitte Jansen (Geschäftsführerin Wirtschaftsförderung Kreis Kleve) und Marcus Lodde. Effizienz-Agentur NRW).

ESG 2 PI

Bildunterschrift: Brigitte Jansen, Geschäftsführerin der Wirtschaftsförderung Kreis Kleve, begrüßte die Gäste im Landhaus Beckmann in Kalkar-Kehrum.