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Von Franz Hünnekens

Mit dem neuen Knotenpunktsystem sind Radfahrer im Kreis Kleve jetzt noch komfortabler unterwegs. Auf rund 1000 Kilometer Radfahrwegen erschließt das Radeln nach Zahlen die Schönheiten der Region.

„Warum in die Ferne schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah.“ Die alte Reiseweisheit frei nach Goethe ist aktueller denn je. Und das liegt nicht nur an Corona. Der Kurzurlaub in der Heimat ist eine attraktive Alternative zu exotischen Reisezielen in aller Welt. Nachhaltig und individuell, so lautet das angesagte touristische Motto im Heimatsommer 2020. Und zwar für alle, die im Urlaub auf Erholung und Genuss setzen und auf Rummel und Stress verzichten wollen.

Wie gut das geht, zeigt sich am unteren Niederrhein. Der Kreis Kleve punktet seit Anfang des Jahres bei Fahrradtouristen mit einem flächendeckenden Knoten-punktsystem nach niederländischem Vorbild. Durch die 450 000 Euro teure Maßnahme soll die Orientierung zum Kinderspiel werden. Sperriges Kartenmaterial, unverständliche Handy-Apps oder kostspielige GPS-Navigationsgeräte können zu Hause bleiben. Zwischen Emmerich am Rhein und Wachtendonk am Naturpark Schwalm erschließen sich auf insgesamt 1000 Kilometer Fahrradwegen die touristischen Highlights der Region – mit hübschen Ortschaften, dem mächtigen Rhein, weiten grünen Landschaften und nicht zu vergessen, gastfreundlichen Menschen.

„Das neue Knotenpunktsystem ist schon jetzt ein Erfolg“, ist sich Rüdiger Wenzel, in Goch für Tourismus und Stadtmarketing zuständig, sicher. Jedenfalls ist die Platzierung der 159 Knotenpunktschilder und die einfach zu bedienende App vielfach gelobt worden. Auch die kostenlose Broschüre „Die Fahrrad-Region Kreis Kleve in Knotenpunkten“ mit Kartenmaterial und vielen Tipps ist der Renner und eine gute Hilfe zur Tourvorbereitung. Nur eine Kritik muss sich Wenzel gefallen lassen und lacht: „Die Radler verlangen jetzt schon nach neuen Touren.“

Dabei bietet das Streckennetz für jeden Geschmack etwas. In der Broschüre werden sechs Routen zwischen 46 und 82 Kilometer Länge vorgestellt. Beispielsweise rund um Kleve oder Goch, von Emmerich nach Rees, oder eine Rundstrecke von Issum nach Rheurdt und Kerken. Übrigens lassen sich natürlich auch alle Touren in Etappen abradeln. Dank gut vierhundert Ferienwohnungen, einem dichten Netz an Reisemobilstellplätzen, zahlreichen Hotels und Campingplätzen bietet die Region Kurzurlaubern aus den rheinischen Metropolen und dem Ruhrgebiet eine große Auswahl. „Solange das Coronavirus unbeschwerte Ferien im Ausland verhindert, wird Heimaturlaub boomen“, ist Hans-Josef Kuypers, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung im Kreis Kleve, überzeugt. Sein ambitioniertes Ziel für 2020: eine Million Übernachtungsgäste im Kreis.

Um das radtouristische Angebot am unteren Niederrhein genauer unter die Lupe zu nehmen, haben wir uns die 66-Kilometer-Strecke von Geldern über Kerken, Wachtendonk, Straelen und Walbeck vorgenommen. Start ist am Knotenpunkt 20 an der Heilig-Geist-Kirche in Geldern. Entlang an insgesamt 22 Knotenpunkten schlängelt sich die Tour durch den landschaftlich besonders reizvollen Teil des Kreises. Die Beschilderung war einwandfrei. Besonders praktisch bei dieser Strecke ist übrigens die Tatsache, dass der RE10, der Niers-Express der NordWestbahn, gleich an drei Städten der Tour hält. In Nieukerk, Aldekerk und Geldern.

Sobald wir Geldern verlassen haben, empfängt uns neben landwirtschaftlich genutzten Flächen die für den Niederrhein so typische Bruchlandschaft mit Sümpfen, Mooren und Kuhlen. Kuhlen sind kleinen Wasserflächen. Entstanden sind sie durch den Torfabbau im 18. und 19. Jahrhundert. Das Regen- und Grundwasser hat die Löcher gefüllt, die heute ein Refugium für Moorfrosch, Ringelnatter und Waldeidechse sind. Ganz in der Nähe von Aldekerk finden Badelustige ihr Paradies am 40 000 Quadratmeter großen Eyller See.

Mittlerweile haben wir den Knotenpunkt 30 erreicht und stehen vor dem historischen Rathaus auf dem postkartenschönen Marktplatz von Wachtendonk. Der gesamte Ortskern steht unter Denkmalschutz. Highlights sind beispielsweise Haus Püllen (Touristinformation und Naturparkzentrum Schwalm-Nette) aus dem Jahr 1634 oder der ehemalige Pulverturm. Der dient heute als Ausflugslokal und serviert gehobene italienische Küche. Also, die Frage darf erlaubt sein, warum in die Ferne schweifen?

Über die Blumenstadt Straelen mit ebenfalls bildhübschem Marktplatz erreichen wir am Knotenpunkt 19 Walbeck. Der Spargelanbau und das damit verbundene kulinarische Angebot haben den Ort bekannt gemacht. Ja, der Ruf des königlichen Genusses reicht sogar bis nach Berlin. „Ick aß juten Spargel am Oberrhein / auch in Berlin tat ick mir daran erfreuen / Doch in Walbeck hab ick ihn indessen / vor lauter Bejeisterung quer jefressen.“ So beschreibt ein Gast sein Spargelerlebnis und das beschauliche Dorf am Niederrhein wirbt in der Spargelzeit bis zum Johannistag (24. Juni) noch immer mit diesem netten Gedicht.

Übrigens, nur wenige Fahrradminuten weiter lockt Schloss Walbeck. Die Ursprünge der Anlage liegen im 12. und 13. Jahrhundert, als sich Bauern eine hölzerne Fluchtburg in dem sumpfigen Gelände errichteten. Ursprünglich war sie als Schutzburg vor rauflustigen Nordmännern geplant, die mit ihren Langbooten, die bis zu sechzig bewaffnete Männer fassen konnten, Rhein und Maas herauffuhren. Heute geht es in dem historischen Gemäuer friedlich zu. Es ist eines der zahlreichen Schlosshotels am unteren Niederrhein, wo sich nicht nur Fuchs und Hase gute Nacht wünschen, sondern auch Kurzurlauber Ruhe und Natur stressfrei genießen können.

Gut zu wissen:

Als Vorbereitung für den Kurzurlaub am unteren Niederrhein empfiehlt sich die kostenlose Broschüre „Die Fahrrad-Region Kreis Kleve in Knotenpunkten“ mit Kartenmaterial und vielen Tipps. Sie kann – wie auch die GPX-Tracks zu den Routen – unter www.wfg-kreis-kleve.de heruntergeladen werden. Hilfreich ist auch die aktuelle Radwanderkarte „Die schönsten Radtouren im Kreis Kleve“ aus wetter- und reißfestem Papier im Maßstab 1:50000. Eine ideale Planungshilfe auch für große Touren (9. Auflage, 8,95 Euro, zzgl. Versandkosten bei www.fahrrad-buecher-karten.de oder im Buchhandel,  ISBN: 978-3-87073-955-3).

 

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