News & Presse
Ein Blick in die Zukunft der Innenstände
Die Händler in den Innenstädten stehen vor großen Herausforderungen – hier macht der Kreis Kleve keine Ausnahme. Denn die Verlockung, Waren im Internet mit nur wenigen Klicks zu bestellen, ist groß. Während der Corona-Pandemie haben sich zudem viele Mitarbeitende neue Jobs gesucht und es ist schwer, neues Personal zu finden. Und steigende Preise allerorten sorgen dafür, dass die Konsumfreudigkeit zurückgeht. Dies alles sorgt für Umsatzrückgänge und in der Konsequenz für Geschäftsaufgaben und Leerstände in den Innenstädten. Nicht nur die lokalen Händler sind daran interessiert, dass sich das wieder ändert, auch die Bürger freuen sich über lebendige Innenstädte und ein vielfältiges Angebot vor Ort. Welche Perspektiven bieten sich? Welche Ideen gibt es, den lokalen Einzelhandel zu stärken? Darüber diskutierten nun Expertinnen und Experten auf Einladung von Wirtschaftsförderung Kreis Kleve und Handelsverband Nordrhein-Westfalen – Kreis Kleve e.V. in der Wallfahrtsstadt Kevelaer.
Im Konzert und Bühnenhaus zeigte zunächst Jens Nußbaum von der Stadt + Handel Beckmann und Föhrer Stadtplaner GmbH „Lösungen für die Innenstadt von morgen“ – so der Titel seines Vortrags – auf. „Vitalität, Individualität, Mentalität“, dies, so Nußbaum, sei ein Erfolg versprechender Dreiklang. Attraktiv seien Städte, so der Experte, wenn sie viele Besuchsanlässe bieten, gut erreichbar sind und einen ansprechenden Nutzungsmix vorweisen können. „Um es auf einen Nenner zu bringen: Es muss etwas los sein!“, fasste Nußbaum zusammen. Mit Individualität punkte eine Stadt, wenn sie eine hohe Raum- und Erlebnisqualität schafft und Gäste dort auf viele Geschäfte treffen, die nicht an jeder Ecke zu finden sind. Der Experte hatte einige Beispiele für individuelle Angebote in Zentren mitgebracht, etwa Handy-Lademöglichkeiten an Sitzbänken, einen digitalen Spieleverleih, ein Urban-Gardening-Projekt und eine Lesebox. Stichwort Mentalität: Ein gutes Stadtmarketing sei, so Nußbaum, ebenfalls wichtig, um Besucherinnen und Besucher anzuziehen. Vielfältige Aktivitäten, auch abseits des Handels, beziehungsweise innovative Kooperationsveranstaltungen täten ihr Übriges.
In einer moderierten Gesprächsrunde tauschte sich Nussbaum anschließend mit Händlerinnen aus dem Kreis Kleve darüber aus, welche Ansätze für den lokalen Einzelhandel vielversprechend sind. Annegret Welbers, Inhaberin des Musikhaus Welbers in der Wallfahrtsstadt Kevelaer, hatte eine interessante Idee parat: „Man könnte ein gebrauchtes Klavier oder einen Flügel im öffentlichen Raum platzieren, damit die Menschen in der Stadt gemeinsam musizieren und singen können.“ Wichtig sind in ihren Augen preisgünstige Innenstadt-nahe Parkflächen. Susanne Rexing, Inhaberin des gleichnamigen Einrichtungshauses in Kleve, betonte, wie wichtig ein ansprechendes, einheitliches Stadtbild sei. Rexing befürwortet eine abgestimmte Gestaltung von Gebäuden und Räumen. „Kundinnen und Kunden fahren dahin, wo es schön ist“, betonte sie. Förderprogramme wie das Fassaden- und Hofflächenprogramm in Kleve könnten helfen, Anreize zur Sanierung und Verschönerung von Geschäftsgebäuden zu liefern. Nussbaum appellierte auch an die Eigentümer der Ladenlokale: „Das Mietpreisniveau ist sehr hoch. Leerstände helfen Vermietern nicht weiter, langfristige Mieter hingegen schon.“
Auch das Auditorium diskutierte lebhaft mit und lieferte weitere Ansätze, die zahlreichen Herausforderungen zu meistern.