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Unternehmensnachfolge im kritischen Dialog mit der Familie besprechen:

„Ewiger Sonnenschein schafft Wüste“

unternehmensnachfolge 01.06.2016 520

Bildunterschrift: Breite Fachkompetenz im PAN kunstforum niederrhein: Für annähernd drei Stunden stand die Unternehmensnachfolge im Zentrum einer groß angelegten Veranstaltung der Kreis-WfG in Emmerich am Rhein.

Kreis Kleve – Emmerich am Rhein – „Wir als Berater sollten alles denkbar Mögliche voraussehen, um das rechte Maß bei der Erbschaftssteuer zu bewirken.“ Claus J. Peters sagte dies als Referent der Veranstaltung „Perfekte Planung – Die Unternehmensnachfolge frühzeitig regeln“, die nun von der Wirtschaftsförderung Kreis Kleve im PAN kunstforum niederrhein „über die Rampe gebracht wurde“ und gut 80 Interessierte zählte. Und wie schwer diese Weitsicht sein kann, das zeigte der Abend in besonderer Weise. In Berlin nämlich saßen zur selben Stunde die Koalitionäre zusammen, um über die neue Struktur der Erbschaftssteuer zu entscheiden. Die abendliche Zwischen-Information des Bankkaufmanns und Rechtsanwalts Claus J. Peters: „Die Fronten sind verhärtet“.
Gut und gerne 40 Minuten lang warb Peters dafür, möglichst frühzeitig den Prozess der Nachfolge in den Blick zu nehmen. Möglichst zu Lebzeiten solle man das Vermögen auf die nächste Generation übertragen und dabei auch die Absicherung des Übergebenden bedenken. Noch vor der anstehenden Neuregelung, so riet Peters, solle man die Möglichkeiten der Unternehmensnachfolge prüfen, auch, weil das alte Recht vielleicht günstiger sei als das zu erwartende neue. Die Steueroptimierung allerdings, betonte der Geschäftsführer von ECOVIS KPP Steuerberatungsgesellschaft mbH Kleve, dürfe nicht der alleinige Treiber sein und bleiben.
Bereits zum Einstieg in den schwül-warmen Abend im PAN hatte Moderator Christoph Kepser Nicolai Müller von der Dr. Müller, Hufschmidt Steuerberatungsgesellschaft mbH aus Straelen gebeten, bedeutsame Passagen aus seinem Buch „Wertorientierte Führung von Familienunternehmen“ zum Besten zu geben. „Ewiger Sonnenschein schafft Wüste“, warb der Steuerberater auch für den kritischen Dialog in der Familie, bevor wichtige Nachfolge-Entscheidungen getroffen werden. In überzeugenden Wortspielen versuchte Müller – reich bebildert und mit praktischen Beispielen abgerundet – der Familie bei der Nachfolge-Regelung viel Positives abzugewinnen. „Vater erstellt´s, Sohn erhält´s, beim Enkel zerfällt´s“. Gerade dies, so Müller, solle nicht passieren.
Der in Emmerich am Rhein tätige Steuerberater Michael Lommen überzeugte mit den zehn „Goldenen Regeln“ für die Unternehmensnachfolge. Er warb auch dafür, sich vorab mit dem gewünschten Nachfolger-Profil auseinanderzusetzen. Auch solle der eigene Einfluss gesichert werden, sofern die Finanzierung der Nachfolge nur über ein Verkäufer-Darlehen möglich gemacht werden könne.
Im Gespräch mit Kreis-Wirtschaftsförderer Hans-Josef Kuypers erfuhr Moderator Christoph Kepser, dass man im Kreisgebiet demnächst mit 700 Nachfolger-Suchen rechnen müsse. Betroffen seien bis zu 11.000 Beschäftigte. Die Wirtschaftsförderung Kreis Kleve werde neben der Suche nach Fördermitteln und Sonder-Finanzierungsformen der Betriebsnachfolge insbesondere angesprochen, um „für jeden Topf den richtigen Deckel“ zu finden.
Dem pflichtete Emmerichs Wirtschaftsförderer Johannes Diks auch für seinen Standort bei, wünschte sich allerdings manches Mal mehr Beweglichkeit auf Seiten der Kreditwirtschaft. Ein Punkt, den Werner Broeckmann als Geschäftsführer der BGC Unternehmensberatung aus Kevelaer völlig anders sah. Rüdiger Helbrecht, der Nachfolge-Spezialist der Industrie- und Handelskammer Duisburg-Wesel-Kleve, sieht eine demographische Falle auf die hiesige Unternehmerschaft zukommen. „Es werden uns qualifizierte Nachfolger fehlen“, so Helbrecht. Auch sei die Lebens-Philosophie eine andere geworden. Nicht immer seien junge Menschen wild darauf, es den Eltern nachzumachen, die von morgens bis nachts geschuftet hätten.
Dass dies nicht immer so sein muss, das bewies Andreas Neumann als Geschäftsführer des handwerklichen Betriebs „Werner Neumann GmbH“ mit Standorten in Kevelaer-Twisteden, Bedburg-Hau und Emmerich am Rhein. Den Betrieb der „Neumänner“ gibt es in der vierten Generation. Zur Stunde haben alle drei Brüder einen Chef-Stuhl inne, verstehen sich gut und machen dem Senior – ausgestattet mit einem Beratervertrag – ausgeprägte Freude. „Das Schiff ist zu schaukeln“, so die saloppe Formulierung, mit der im PAN der Austausch zwischen Fachleuten begann.