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Familienfreundlichkeit als Auftaktveranstaltung in Kevelaer:

Unternehmen und ihre
familienbewusste Personalpolitik

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Bildunterschrift: Rund 20 Interessierte hörten den Fachvorträgen und Diskussionen im Hotel Klostergarten in Kevelaer zu: „Familienfreundlichkeit lohnt sich für alle!“ – da waren sich alle einig.

Kreis Kleve – Kevelaer – Was haben Unternehmen von familienbewusster Personalpolitik? „Schon die halbe Miete“ könnte man salopp antworten. Denn wer heute als Unternehmen die Weichen für eine familienbewusste Personalpolitik stellt, wird das zukünftig klar als Wettbewerbsvorteil für sich verbuchen können.

‚Mit Familienfreundlichkeit gute Fachkräfte gewinnen und binden, sich als Betrieb attraktiv zu machen‘, das war das Veranstaltungsmotto, unter das die Wirtschaftsförderung Kreis Kleve und das Kompetenzzentrum Frau und Beruf Niederrhein Personalverantwortliche nach Kevelaer  eingeladen hatten. Die demografische Entwicklung zwingt auch kleine und mittelständische Unternehmen -besonders im ländlichen Raum- jetzt ihre Personalpolitik zukunftsorientiert aufzustellen.

Denn während früher der Karrieresprung und höheres Gehalt d i e Optionen für einen Stellenwechsel waren, entscheiden sich heute ca. 87 Prozent Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer für ein Unternehmen, wenn dort die Bedingungen für eine entspannte Vereinbarkeit von Beruf und Familien stimmen. Zeigt sich ein Unternehmen  familienorientiert, wird es nach außen und nach innen als attraktives Unternehmen wahrgenommen. „Und das beginnt bereits bei der Rekrutierung von Auszubildenden. Wir werden hier im Kreis Kleve in den nächsten Jahren große Anstrengungen machen müssen“ merkte der Kreis-Wirtschaftsförderer Hans-Josef-Kuypers an.

Dr. Regina Ahrens vom Forschungsinstitut familienbewusster Personalpolitik, die mit ihrem Vortrag in das Thema einführte, verwies darauf, dass mittlerweile vieles rund um Mutterschutz und Elternzeit gesetzlich geregelt ist, „ dass aber trotzdem nur 16 Prozent der berufstätigen Mütter mit kleineren Kindern sagen, dass sich Beruf und Familie gut vereinbaren lassen“. Hinzu kommt, dass immer mehr Beschäftigte der sogenannten „Sandwich-Generation“ angehören. Sie müssen sich neben der Kindererziehung zunehmend um ihre alt werdenden Eltern kümmern.  
 
Für Regina Ahrens ist eine familienbewusste Unternehmenspolitik nicht zwingend mit hohen Investitionen verbunden. Für die wenigsten Unternehmen passt die Einrichtung eines Betriebskindergartens, wohl aber die Buchung von einzelnen Betreuungsplätzen für Mitarbeiterkinder, die Organisation einer Großtagespflege, z.B. in Gewerbegebieten feste home-office-Tage für Mütter und Väter. Es ist oft bereits die Umsetzung kleiner, aber wirkungsvoller Maßnahmen und Vorsorgeangebote, die eine Unternehmenskultur positiv verändern und die dazu beitragen, dass die Balance zwischen Arbeitsplatz, Familie und Freizeit funktioniert.
 
Welche betrieblichen und gesellschaftlichen Kosten umgekehrt entstehen, wenn Unternehmen sich auf Dauer nicht stärker familienorientiert aufstellen, nahm Barbara Nickesen, Regionaldirektorin der AOK Rheinland in den Blick. Lohnt es sich tatsächlich für Unternehmen, hier zu investieren?

Eindeutig ja, sagt auch Barbara Nickesen, wenn man sich die jährlichen Kosten von jährlich 53 Mrd. Euro ansieht, die durch Krankheitstage und Arbeitsunfähigkeit entstehen. Besonders schwierig wird es für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, wenn plötzlich eine Pflegesituation in der Familie auftritt. Hier sieht Barbara Nickesen auch bei den Unternehmen erheblichen Informationsbedarf, wie sie ihre Beschäftigten aktiv unterstützen können. „Da bieten wir sowohl intern als auch für die Unternehmen Pflegeberatung an, denn nur, wenn die Versorgung des Familienmitgliedes gesichert ist, kann die Mitarbeiterin oder der Mitarbeiter im Unternehmen seine gewohnte Arbeitsleistung erbringen.“ Sie ist überzeugt,  dass ein enger Zusammenhang besteht zwischen einer guten Kommunikation und Unternehmenskultur und der Produktivität der Belegschaft und weist den Führungskräften hier eine unbedingte Schlüsselrolle zu: „Guter Führungsstil tut gut.“     

fr. dietert 250Das bestätigte in der anschließenden Gesprächsrunde auch Karsta Dietert (Foto), Rechtsanwältin bei Ziegler, Peters & Partner Partnerschaftsgesellschaft in Kleve: „Wir haben ca. 40 hoch qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Und wir merken, dass das Einkommen nicht das Wichtigste ist. Kommunikation ist entscheidend, erst wenn über Probleme und Wünsche gesprochen wird, kann auch gehandelt werden. Unterstützung bei Weiterbildungen oder Studium, Beteiligung an Kinderbetreuungskosten, Tankgutscheine oder was auch immer werden als Wertschätzung gewertet. Am Ende profitiert immer auch das Unternehmen davon, dass die Menschen im Team motiviert und produktiv arbeiten.“ Christoph Nitsch, Geschäftsführer der Clivia-Gruppe weiß, was es heißt, ständig auf der Suche nach qualifiziertem Personal zu sein. „Im Pflegebereich ist der Personalnotstand seit Jahren unverändert. Es gibt praktisch nichts, was wir nicht anbieten: vom Rückenkurs bis zum Altersvorsorgemodell, wir bieten jetzt erstmalig eine Fünf-Tage-Woche an und es gibt in unserem Haus schätzungsweise 50 unterschiedliche Arbeitszeitmodelle - ein Novum in der Region und wir haben trotzdem große Probleme, gutes Personal zu finden.“

Die Kevelaerer Veranstaltung war der Auftakt für eine Reihe von Workshops in den kommenden Monaten. Unter dem Titel „Lunch & Learn“ sollen in kurzen Sequenzen unterschiedliche Aspekte einer familienorientierten Personalpolitik bearbeitet werden. Mehr Informationen: Kompetenzzentrum Frau und Beruf Niederrhein
Tel. 0203-283-3499 Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

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Bildunterschrift: Christoph Nitsch, Geschäftsführer der Clivia-Gruppe, bietet 50 verschiedene Arbeitszeitmodelle an. Dennoch sei es ein Problem, gutes Personal zu finden.